Gründungsmitglied Peter Wibmer (Kuenz) erzählt...
Meine Erinnerung an die Anfänge der Musikkapelle
Im Herbst 1950 wurden Männer gesucht, die Interesse hatten, ein Musikinstrument zu erlernen. Es war sehr mühevoll, weil wenige ein solches spielen oder gar Noten lesen konnten. Obwohl einige bereits irgendwo als Bläser tätig waren, fanden sich doch nur Laienmusikanten. Trotzdem wurde im selben Jahr in der Heiligen Nacht vom Kirchturm “Stille Nacht” geblasen. Es war neu, aber alles andere als schön. Als im Frühjahr Hans Payr als neuer Kapellmeister zu uns kam, sind wir erst durch ihn draufgekommen, dass einzelne Musikanten in der falschen Tonart spielten. Vorher hat es niemand bemerkt, weil jeder mit sich selber zu sehr beschäftigt war. Bald bekam ich eine Klarinette mit Grifftabelle und kurz darauf ein Marschbuch. Ich erinnere mich noch gut, wie ich im Winter während der Tischlerlehre, abends in der Werkstatt auf der Hobelbank sitzend den “Ruetz” erlernt habe. Offensichtlich haben meine Musikkollegen mehr geübt als ich, denn bei der ersten Ausrückung im Frühjahr wusste ich die längste Zeit nicht, wo wir waren.
... noch keine eigenen Trachten
Nicht einmal eine einheitliche Kleidung hatten wir, und so mussten wir zuerst in Zivil ausrücken. Ich weiß noch, es waren braune Feuerwehrmonturen, die im Sommer anstatt der langen Hose mit kurzen Lederhosen getragen wurden. Bald gab es dann eigene Trachten, und so konnten wir 1953 beim Musikfest in Lienz das erste Mal einheitlich gekleidet mit 16 Mann ausrücken.
Märsche im 4/4 Takt
Durch den plötzlichen Tod eines Musikanten waren wir gezwungen, Trauermärsche für das Begräbnis einzulernen. Geprobt wurde bis halbdrei Uhr in der Früh, weil wir noch nie Märsche im 4/4 Takt gespielt hatten.
Mit dem Fahrrad zum Musikunterricht
Der Bürgermeister verhalf in dieser Zeit dem Heinrich Lottersberger und mir zu Privatstunden beim Lienzer Musikschuldirektor. Er unterrichtete uns in Harmonielehre und Notenkunde. Es war sehr aufwendig, zweimal die Woche - und das bei jedem Wetter - mit dem Fahrrad nach Lienz und nach ein bis zwei Stunden wieder zurückzufahren. Wir hatten ja kein Geld für den Bus. Danach musste ich noch eine Stunde zu Fuß nach Oberleibnig gehen.Obendrein bekam ich noch Ärger mit meinem Vater, weil ich bei der Arbeit am elterlichen Hof fehlte.Der Weirer Hans war im Frühjahr immer auf Oberleibnig, um die Kuenz Goase zu hüten. Er als Musikant hatte immer sein Flügelhorn mit, und so probierte ich manchmal auf diesem Instrument. Obwohl ich die Griffe nur halbwegs beherrschte, musste ich bereits im August beim Oberleibniger Kirchtag erstes Flügelhorn spielen. Weil der Kapellmeister so zufrieden war, spielte ich ab diesem Zeitpunkt Flügelhorn.
Kapellmeisterkurs
1957 machte ich in Innsbruck einen Kapellmeisterkurs, bei dem ich sehr viel dazugelernt habe. Daraufhin konnte ich in der Kuenz Stube mit den Leibniger Musikanten Proben abhalten. So hat sich die Musik entwickelt, es wurde geübt und geprobt, und es wurde aus einem armseligen Haufen eine gut harmonierende Kapelle. So vergingen die Jahre, und im Feber 1962 übersiedelte ich nach Schlitters, um dort meiner neuen Arbeit nachzugehen.
Sich nach fast 40 Jahren an Einzelheiten zu erinnern ist nicht leicht, doch es hat mir Freude bereitet, von den Anfängen des Vereines zu erzählen. Ich wünsche den Mitgliedern der Musikkapelle St. Johann zum Jubiläumsfest alles Gute, viel Erfolg und weiterhin Freude an der Musik!
Erzählungen des Gründungsmitgliedes Peter Wibmer,
anlässlich des 50-jährigen Bestandsjubiläums der
Musikkapelle St. Johann im Walde im Jahre 2000.
Peter Wibmer, Maria Oblasser und Heinrich Lottersberger